»Wasserstoff ist Zukunft und die Zukunft ist für uns jetzt« bringt Dr. Fleischhacker die Erkenntnisse aus seiner Arbeit mit zukunftsweisenden Wasserstoffstrategien und Projekten, die von FEN Systems (1) und Partnern in der Zukunftswerkstatt des Green Energy Centers Europe (2) in Innsbruck bearbeitet werden, auf den Punkt. Die Wasserstofftechnologie ist ein ressourcen-, energie-, marktwirtschaftlich und klimapolitisch wichtiger Baustein für den »Bau der Brücke in die grüne Zukunft«. Dies gilt sowohl für den »Umbau von Mobilitätssystemen« als auch für den »Umbau von Wärmesystemen«. Die ressourcenwirtschaftliche Bedeutung des Wasserstoffs erläutert er anhand der über die letzten Jahrzehnte betreuten Ressourcen- und Energiestrategieprogramme für Tirol (3). Diese mündeten schlussendlich in der strategischen Zielsetzung »Tirol 2050 energieautonom«, welche von den Akteuren einen massiven »Umbau des Tiroler Energiesystems« einfordert. Dieser Umbau macht u.a. auch die Umwandlung und Speicherung von volatilem Laufwasserkraft- und Solarstrom in grünen Wasserstoff (»Power to Hydrogen«) notwendig. Dieser Notwendigkeit folgend entwickelte FEN Systems in den letzten Jahren zusammen mit einzelnen Codex Partnern des Green Energy Centers Europe folgende richtungsweisende Wasserstoff-Businessplan-Projekte, welche der strategischen Roadmap – Grüner Wasserstoff, Wasserstoff-Regionen, Wasserstoff-Familien – folgen:
- Grüner Wasserstoff für MPreis, Tirol und Europa : Mit diesem Demonstrations- und Businessplanprojekt soll zunächst mit Europas größter Single Stack Alkali Elektrolyseanlage testweise das Stromnetz der TIWAG geregelt und zugleich die Therese Mölk Großbäckerei mit Wasserstoff beheizt In der Folge soll der gesamte Fuhrpark schrittweise auf Elektromobilität mit Wasserstoff umgebaut werden.
- Zillertalbahn 2020+, energieautonom mit Wasserstoff: Auf Beschluss der Zillertaler Verkehrsbetriebe wird die erste Schmalspurbahn weltweit auf grünen Wasserstoff In der Folge soll im Zillertal auch die Umstellung von öffentlichen Bussen, Pistengeräten und Privatfahrzeugen auf Wasserstoff erfolgen, womit die touristische Weltmarke das Zentrum der Wasserstoff Region Tirol werden soll.
- Friendly User Wasserstoff-Familien: In den letzten Jahren wurde vom Green Energy Center Europe aus das erste serienreife Wasserstoff-Elektroauto weltweit – der Hyundai ix35 Fuel Cell – ausgerollt und ausschließlich an sogenannte »Friendly User« Diese beleben nun die ersten Wasserstoff- autobahnen in den grünen Korridoren Zentraleuropas von Nord nach Süd und West nach Ost. Dasselbe passiert jetzt mit dem im Herbst 2018 im Green Energy Center Europe gelaunchten Hyundai NEXO, welcher gegenwärtig die »Königsklasse der Wasserstofftechnologie« darstellt und mit Selbstfahrweltrekord auch ein neues »Mobilitätsdienstleistungsniveau definiert«. Ein weiterer wesentlicher Schritt in die Wasserstoffzukunft sind die von Hyundai Motors (Seoul) am Green Energy Center Europe für den österreichischen Markt angekündigten Fuel Cell Electric Trucks und Busse.
Diese Business-Projektentwicklungen dürfen jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass sich die Wasserstofftechnologien generell noch im Stadium von Prototypen und ersten Serien befinden und überwiegend noch in Demonstrationsprojekten eingesetzt werden. Der Schritt hin zu unternehmerisch tragbaren Businessplanprojekten erfordert noch viel Behutsamkeit und Professionalität. Dafür wurde jüngst im Green Energy Center Europe die »ARGE HyWest« gegründet, welche mit gebündelter Kompetenz – sowohl in der Forschung als auch in der unternehmerischen Praxis – diese Herausforderung meistern soll. Dies betrifft sowohl die Aktivierung des »Technologie- und Markenwettbewerbes« als auch die strategische Nutzung der welt- und europapolitischen Rahmenbedingungen der letzten Jahre, welche die Tore für eine grüne Wasserstoffzukunft weit aufgemacht haben:
- Weltklimakonferenz in Paris 2015: Weltweites Klimabekenntnis
- Weltwirtschaftsforum in Davos 2017: Weltmarktplayer gründen Hydrogen Council
- CO2 Reduktions-Richtlinien der EU 2018: PKW -37,5%, LKW, Busse -30% CO2 Ausstoß bis 2030
- Hydrogen Roadmap Europe der FCH2JU 2019: Nachhaltiger Wasserstoff-Energiepfad bis 2050
Innerhalb dieser Strategien, Initiativen und Rahmenbedingungen hat sich Tirol in den letzten Jahren zu einer strategisch ausgerichteten »Wasserstoffregion« Derzeit sind drei Elektrolyseanlagen (Völs bei Innsbruck, Mayrhofen im Zillertal und Langkampfen bei Kufstein) mit einem Gesamtoutput von 5 Tonnen grünem Wasserstoff pro Tag in Bearbeitung. Erst mit diesen Anlagen in dieser Größenordnung ist es möglich, eine betrieblich und betriebswirtschaftlich redundant abgesicherte Wasserstoffwirtschaft aufzubauen. Für die Projekte liegen Umsetzungsbeschlüsse der Organe vor, womit Tirol alleine in der Lage wäre, die Bedingungen der gegenwärtigen FCH2JU Ausschreibung »H2 Valley« zu erfüllen. Die diesbezügliche EU-Projekteinreichung wird aber derzeit im nationalen Interesse von der Wasserstoffinitiative Vorzeigeregion Austria Power & Gas (WIVA) auf österreichweiter Ebene vorbereitet. Die Teilnahme an derartigen Förderungswettbewerben ist gegenwärtig noch unerlässlich, weil die Wasserstoff-, Erzeugungs- und Dienstleistungsprodukte noch bei weitem keine marktfähige Handelsware sind. Dieses Faktum ignorierend puschen jedoch übereifrige Akteure die Kundenerwartungen zu einem derzeit noch völlig unberechtigten »Wasserstoff-Hype«. Den problemorientierten Lösungen wird dadurch der Weg abgeschnitten und die Wasserstoffwirtschaft, die uns sehr große Chancen für eine grüne Energiezukunft eröffnet, wird in eine latente Absturzgefahr gebracht.
mehr dazu: 10-03-07-ÖVG-Vortrag
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(1) FEN Sustain Systems GmbH, gegründet im Jahr 2014, FEN steht für Fleischhacker Ernst & Nikolaus
(2) Green Energy Center Europe, welches FEN Systems zusammen großen Playern aus der Industrie und kleinen Startups im Jahr 2016 gegründet hat
(3) Tiroler Wasserversorgungskonzept 1994, Tiroler Wasserwirtschaftskonzept 1997, Tiroler Energiekonzept 1997, Tiroler Energiemonitoring Programm 2011, Tiroler Energie, Ressourcen- und Energiestrategieprogramm 2014 und Tiroler Wasserstoff-Strategieprogramm 2015 (Grundlage: „Methodischer Problemlösungsansatzes für ein zukunftsorientiertes Wasserwirtschaftskonzept“, E. Fleischhacker 1994)