Der Tiroler Lebensmittelhändler MPREIS hat am 2. März 2023 zugleich mit der offiziellen Eröffnung der eigenen Wasserstoff-Elektrolyseanlage auch den ersten Wasserstoff LKW mit den dazugehörigen Wasserstoff Logistikeinrichtungen feierlich in Betrieb genommen und damit wurde der letzte Baustein in eine in sich funktionierende grüne lokale Wasserstoffwirtschaft und den eigenen Wasserstoff Business Case eingefügt. Der H2 LKW ist das erste von drei Fahrzeugen, welche im Rahmen des nationalen Forschungswettbewerbsprojekts „WIVA P&G HyWest“ vom Österreichischen Klima- und Energiefonds mitfinanziert werden. Der H2 LKW fährt mit grünem Wasserstoff aus der eigenen Alkali-Druckelektrolyseanlage, welche im Rahmen des EU-Wettbewerbsprojekts „Demo4Grid“ errichtet und je zur Hälfte von der Clean Hydrogen Partnership der EU und dem Schweizer Staat mitfinanziert wurde.
Das MPREIS-Wasserstoffprojekt ist die Speerspitze für den Aufbau einer grünen regionalen Wasserstoffwirtschaft in Zentraleuropa, welche seit dem Jahr 2016 im Forschungszentrum HyWest systematisch entwickelt und von der privatwirtschaftlich organisierten Codex Partnerschaft des Green Energy Center Europe mit realwirtschaftlichen Projekten vorangetrieben wird.
„Der erste HyWest Wasserstoff Truck ist der letzte Logistikbaustein für den Wasserstoff Business Case von MPREIS und der in sich funktionierenden lokalen grünen Wasserstoffwirtschaft. Auf regionaler Ebene verbinden wir das MPREIS Projekt im Rahmen von HyWest und weiteren Forschungswettbewerbsprojekten, wie z.B. „HyTrain“, „HyBus“, „HySnowGroomer“ und „WIVA P&G HyWest“ mit der H2-Region Zillertal, wo in Zukunft Schwerlastmobilitätsanwendungen wie Züge, Busse und Pistenraupen mit grünem Wasserstoff betrieben werden sollen und mit dem H2-Projekt der TIWAG beim Innkraftwerk Kufstein/Langkampfen, wo ein multifunktionales Wasserstoffzentrum den Bedarf an grünem Wasserstoff im Brenner-Korridor abdecken soll“, erläutert Nikolaus Fleischhacker, Geschäftsführer FEN Research und Leiter des Forschungszentrums HyWest am Green Energy Center Europe in Innsbruck.
Mit dem Projekt „WIVA P&G HyWest“ werden im Zeitraum 2020 bis 2025 unter der Konsortialführung von FEN Systems bei den Projektbetreibern MPREIS, Zillertaler Verkehrsbetriebe und TIWAG entsprechende Anlagen und Betriebsgegenstände errichtet und von Forschungspartnern FEN Research aus Innsbruck, HyCentA aus Graz, Energieinstitut Linz und dem Verein WIVA P&G bearbeitet.
Das 23 Mio. EUR teure F&E Flaggschiffprojekt “WIVA P&G HyWest” wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds im Rahmen der Vorzeigeregion Energie mit 9,2 Mio EUR mitfinanziert.
Reiner Reinbrech, Vertreter des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie:
„Durch die Inbetriebnahme des ersten Wasserstoff LKW schließt sich nun der Kreis des ganzheitlichen Logistikprojektes HyWest. Im Projekt, in dem auch sektorenübergreifend die regionale Erzeugung, Speicherung und Anwendung von grünem Wasserstoff untersucht wird, können nun ebenfalls die Wasserstoff-LKW-Logistik und deren logistische Prozesse erforscht werden. Die Erkenntnisse aus dem Projekt können dabei einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaneutralität 2040 leisten.“
Bernd Vogl, Geschäftsführer des Klima- und Energiefonds:
„Um Klimaneutralität in Österreich bis 2040 zu erreichen, müssen die Emissionen in allen Bereichen gesenkt werden. Grüner Wasserstoff kann dabei gerade bei Schwerfahrzeugen oder auch industriellen Prozessen einen wichtigen Beitrag leisten, die heimische Innovationskraft ist in diesem Sektor besonders gefragt. HyWest zeigt im Realbetrieb, wie Innovationen rasch Klimawirkung erzielen können und ich bin stolz, dass wir durch unsere ,Vorzeigeregion Energie‘ hier die Stärken der heimischen Industrie und Wissenschaft bündeln konnten.“
Ernst Fleischhacker, Geschäftsführer FEN Systems, Gründer Green Energy Center Europe und Konsortialführer des Projektes „WIVA P&G HyWest”:
„Unser Klima-, Energie- und Ressourcen- Strategieprogramm „Tirol 2050 energieautonom” aus dem Jahr 2014 und das daraus hervorgehende „Wasserstoffstrategieprogramm 2015″ sieht den zielkonvergenten Umbau des Energiesystems mit optimierungsfähigen Stromanwendungen vor. Dabei konzentrieren wir uns auf die beiden Schlüsselprozesse „Power on Demand” und „Power to Hydrogen”, welche wir in den beiden Forschungszentren „EWest” und „HyWest” systematisch entwickeln und mit der Codex Partnerschaft des Green Energy Center Europe in realwirtschaftliche Projekte überführen. Dabei haben wir uns – beginnend mit der Installation der ersten Wasserstoffautos in Europa, der Wasserstofftankstelle in Innsbruck bis zu den bei MPREIS umgesetzten Wasserstoff- Erzeugungs-, Anwendungs- und Logistikanlagen – schrittweise an das Aufbauziel einer grünen regionalen Wasserstoffwirtschaft in Zentraleuropa angenähert. Diese ist jetzt mit der Inbetriebnahme des ersten Wasserstoff LKW und den dazu gehörigen Wasserstoff Logistikeinrichtungen im Rahmen unseres „WIVA P&G HyWest” Projektes bereits absolute Realität geworden”.
„Es ist ein gutes Gefühl, mit einem LKW zu fahren, der geräuscharm ist und aus dem nur Wasserdampf kommt“, sagt MPREIS LKW-Fahrer Zoran Adjelkovic, der das neue Brennstoffzellen-Fahrzeug des Tiroler Lebensmittelhändlers MPREIS gekonnt über die A12 lenkt.
„Unsere derzeit noch größtenteils mit Diesel betriebene LKW-Flotte ist mit rund 4.000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr ein großer Treibhausgas-Emittent. Ein H2-LKW reduziert die Emissionen im Vergleich zu einem herkömmlichen Diesel-LKW um etwa 65.000 Kilogramm (65 Tonnen) CO2 pro Jahr. Die Diesel-Menge, die er einspart, beträgt ca. 25.000 Liter pro Jahr“, schildert Ewald Perwög, Projektinitiator von „MPREIS Wasserstoff“.
Betankt werden die Fahrzeuge mit der derzeit leistungsstärksten Wasserstoff-Tankstelle Europas, welche auch die erste LKW-Tankstelle mit einer angeschlossenen Trailerbefüllstation in Österreich ist.
„Die MPREIS-eigene Wasserstofftankstelle ist in der Lage, an einer Zapfsäule täglich 40 LKWs zu betanken. Einen H2-LKW einmal vollzutanken dauert nicht länger als früher mit Diesel. Im Vergleich zu batterieelektrischen Fahrzeugen ist das ein großer Vorteil. Auch deshalb fiel die Wahl von MPREIS auf Wasserstoff und die Brennstoffzellentechnologie. Die Reichweite des neuen LKWs beträgt inkl. Batterie ca. 450 km, das Tankvolumen (H2) beträgt 39 kg und der Verbrauch liegt bei ca. 10 kg auf 100 Kilometer (Batteriereichweite ca. 60 km)“ erklärt Thomas Thaler, Geschäftsführer der „JuVe AutoMotion“, welche für den Betrieb und Wartung der Wasserstoff LKWs verantwortlich ist.
Parker Meeks, CEO Hyzon Motors Inc.: „Wir sind stolz darauf, dass der erste Wasserstoff-LKW in der MPREIS-Flotte durch die Brennstoffzellentechnologie von Hyzon angetrieben wird und darüber hinaus, dass wir gemeinsam als Partner die Wasserstofftechnologie voranbringen. Die Brennstoffzellentechnologie von Hyzon, welche in über fast zwei Jahrzehnten entwickelt, geprüft und eingesetzt wurde, ist für Schwerlastanwendungen, wie sie bei MPREIS üblich sind, maßgefertigt. Die Dekarbonsierung und der Energiewandel kann nur in allgemeiner Zusammenarbeit vorankommen. Dieses Pionierprojekt ist ein Musterbeispiel dafür, was mit koordinertem Einsatz und Eifer erreicht werden kann.”
Martina Dutzler, Geschäftsführerin von MPREIS: „Der neue wasserstoffbetriebene LKW ist der erste seiner Art, der über Österreichs Straßen rollt. Den grünen Wasserstoff, mit dem er betrieben wird, stellt MPREIS selbst her. Dafür hat der Tiroler Nahversorger Europas größte Single-Stack-Elektrolyseanlage errichtet, welche am 2. März 2023 offiziell eröffnet wurde“.
Peter-Paul Mölk, ehemaliger Geschäftsführer von MPREIS und Co-Initiator des Projekts „MPREIS Wasserstoff”: „Wenn heute der erste Wasserstoff-LKW von MPREIS seinen Dienst aufnimmt, so ist das ein sehr emotionaler Moment für mich. Ich habe das Projekt von Anfang an begleitet. Dieses verlangte von allen Beteiligten ein stetiges Reagieren auf neue Herausforderungen und hat einiges an Ausdauer abverlangt. Trotz großer Herausforderungen in der Pandemiezeit hat MPREIS sein übergeordnetes Ziel, die Dekarbonisierung des Unternehmens, konsequent weiterverfolgt. Ich gratuliere allen am Projekt Mitwirkenden herzlich zu diesem Meilenstein.“
Zu der im Pressegespräch aufgetauchten Rentabilitätsdiskussion bei der Wasserstofferzeugung sieht Ewald Perwög „vor allem die Politik in der Schuld, entsprechende strukturelle Mechanismen aufzubauen, um die wirtschaftliche Konkurrenzfähigkeit herzustellen”. Peter-Paul Mölk bedauert den „gescheiterten Zusammenschluss der MPREIS Elektrolyseanlage mit dem regionalen Wasserkraftwerk Sellrain”.
Ernst Fleischhacker erklärt dazu, „dass der von Beginn an geplante Zusammenschluss der MPREIS Elektrolyseanlage mit dem regionalen Wasserkraftwerk einen stabil kalkulierbaren Wasserstoffpreis und damit einen langfristigen und risikofreien Business Case für beide Anlagen garantiert hätte. Damit wären die jetzigen Rentabilitätsdiskussionen gegenstandslos. Ich habe mich seinerzeit zusammen mit dem Land Tirol persönlich maximal darum bemüht, dieses Regionalkraftwerk als Restwasserkraftwerk durch die Genehmigungsverfahren zu schleusen und für die Wasserstoffanwendung vorzubereiten, weil es damals aufgrund der geringen Erlöse am Strommarkt unwirtschaftlich war und nicht den erwarteten Nutzen für die dahinterstehenden Gemeinden der Region gestiftet hätte. Jetzt ist die Situation am Strommarkt kurzfristig anders geworden, sodass sich bedauerlicherweise die Betreiber des Regionalkraftwerkes nicht mit MPREIS über den – für den Business Case und den Aufbau der grünen regionalen Wasserstoffwirtschaft in Zentraleuropa maximalen Nutzen stiftenden – Zusammenschluss einigen konnten.”
Weitere Informationen:
https://youtu.be/BVJiAnU-Oww
https://www.newsroom.pr/at/demo4grid-sunfire-elektrolyseur-offiziell-eroeffnet-16307
https://www.newsroom.pr/at/mpreis-nimmt-ersten-h2-lkw-oesterreichs-in-betrieb–16306